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14 August 2024

MELODYNE VS AUTOTUNE

Wir sind alle nicht perfekt, wollen es aber trotzdem gerne sein - ein Dilemma, das sich auch in der Audiowelt wiederfindet. In der modernen Musikproduktion sind daher Werkzeuge zur Tonhöhenkorrektur unverzichtbar. Zwei der bekanntesten Programme in diesem Bereich sind Melodyne von Celemony und Autotune von Antares. Beide bieten spezielle Funktionen und Vorteile, aber welches ist das Richtige für Deine Bedürfnisse? In diesem Artikel vergleichen wir die beiden und helfen Dir, die richtige Wahl zu treffen.

 

Der Melodyne Workflow

 

Mit Melodyne hast Du direkten Zugriff auf die Noten in Deinen Aufnahmen und kannst deren Tonhöhe, Position, Dauer und andere musikalische Parameter bearbeiten. Die Bearbeitung erfolgt, nachdem Melodyne das Audiomaterial analysiert hat. Dabei wird das Audiomaterial zunächst in Echtzeit im Plugin “aufgenommen” und kann dann von dort aus verändert werden. Melodyne zeigt die Noten Deiner Aufnahme als "Blobs" an, die Du mit verschiedenen Werkzeugen bearbeiten kannst:

 

- Tonhöhe: Klicke auf die Mitte eines Blobs und ziehe ihn nach oben oder unten, um die Tonhöhe zu ändern. Mit der Alt-Taste kannst Du die Note feiner in Cents verschieben.

- Position: Ziehe den Blob nach links oder rechts, um die Note im Zeitraster zu verschieben. Die Alt-Taste erlaubt freies Verschieben.

- Dauer: Verschiebe den vorderen oder hinteren Teil eines Blobs, um den Beginn oder das Ende der Note zu ändern.

 

 

Aber da hört es nicht auf. Du kannst Vibrato (als “drift” bezeichnet) reduzieren, Noten beliebig schneiden und flexibel stauchen oder ziehen. Ein besonderes Highlight von Melodyne ist die Möglichkeit zur polyphonen Bearbeitung. Das bedeutet, dass du komplexe Akkorde in ihre Einzelnoten “auffächern” und diese korrigieren kannst, was bei Instrumenten wie Gitarre oder Klavier besonders nützlich ist.

 

Wofür ist Melodyne geeignet?

 

Melodyne ist ideal für die Bearbeitung von Lead-Vocals und einstimmigen Instrumenten, aber auch für mehrstimmige Instrumente wie Klavier oder Gitarre. Sogar Drum-Spuren und komplette Mixes lassen sich transponieren, quantisieren oder timestretchen.

 

Vorteile von Melodyne

 

- Präzise Kontrolle: Du kannst jede Note manuell bearbeiten und so eine sehr genaue Korrektur erzielen.

- Polyphone Bearbeitung: Perfekt für mehrstimmige Instrumente.

- Benutzerfreundlich: Die Oberfläche erinnert an MIDI-Editoren, was die Bedienung erleichtert.

 

Was ist Autotune?

 

Autotune ist eine automatische Tonhöhenkorrektur, die häufig in der Popmusik verwendet wird. Es kann sowohl subtile Korrekturen als auch markante Stimmeverfremdungen erzeugen. Autotune passt die Frequenz des Audiosignals an, um die Tonhöhe zu korrigieren. Die Software erkennt die Tonart der Aufnahme und korrigiert Abweichungen automatisch. Manuelle Anpassungen sind ebenfalls möglich. Der typische "Autotune-Effekt" entsteht, wenn die Korrekturgeschwindigkeit sehr hoch eingestellt wird. Die Stimme klingt dann mechanisch und verzerrt, ein Effekt, der durch Chers Hit "Believe" populär wurde und sich heute in vielen Pop und Hip Hop Produktionen wiederfindet.

 

 

Autotune wird oft in Echtzeit eingesetzt, was bedeutet, dass die Vocals direkt beim Einsingen korrigiert werden können. Das ist besonders bei Live-Auftritten praktisch, wo quasi latenzfreie Korrekturen erforderlich sind.

 

Vorteile von Autotune

 

- Schnelle Korrektur: Ideal für schnelle Anpassungen, besonders in Echtzeit.

- Kreative Effekte: Der Autotune-Effekt ist in vielen Musikgenres beliebt.

- Live-Einsatz: Perfekt für Live-Auftritte und Echtzeit-Korrekturen.

 

Melodyne vs. Autotune

 

Melodyne arbeitet offline und nonlinear, was bedeutet, dass das Audiomaterial zuerst analysiert und dann manuell korrigiert wird. Autotune arbeitet in Echtzeit, was schnelle Korrekturen ermöglicht, aber auch zu Fehlern führen kann, wenn das Plugin die Note nicht richtig erkennt.

 

Melodyne bietet eine präzisere Korrektur, da Du jede Note manuell anpassen kannst. Dies erfordert jedoch mehr Zeit und Aufwand. Autotune ist schneller und kann direkt während der Aufnahme verwendet werden, ist aber möglicherweise weniger genau.

 

Melodyne unterstützt die Bearbeitung polyphoner Instrumente, was Autotune nicht bietet. Autotune ist hauptsächlich für monophone Quellen wie Vocals oder Lead-Gitarren geeignet.

 

Autotune ist bekannt für seinen charakteristischen Effekt, der oft bewusst als Stilmittel eingesetzt wird. Melodyne hingegen ermöglicht eine transparente Korrektur, die kaum wahrnehmbar ist.

 

Für Live-Auftritte ist Autotune die bessere Wahl, da es in Echtzeit arbeitet. Melodyne ist für den Studioeinsatz konzipiert und daher für Live-Performances ungeeignet.

 

Fazit

 

Beide Tools haben ihre Stärken und Schwächen, und die Wahl hängt von Deinen spezifischen Anforderungen ab. Autotune ist ideal für schnelle, künstlerische Korrekturen und Live-Auftritte. Melodyne hingegen bietet eine präzise, transparente Korrektur und ist besonders bei der Bearbeitung polyphoner Instrumente unschlagbar. Am besten ist es, beide Tools zu beherrschen und je nach Bedarf das passende Werkzeug zu wählen.

 

- Johannes

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