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12 October 2022

HOW TO USE EQ

Eines der meistgenutzten Tools in der Klangbearbeitung ist der Equalizer, kurz EQ. Aber was genau passiert eigentlich beim “EQing” und wie kannst du das praktisch und sinnvoll auf deinen Mixing adaptieren? Um das zu erklären, machen wir einen kurzen Exkurs in die Theorie und kommen dann zu den praktischen Tipps. Wir konzentrieren uns für die Definition erstmal auf die klassischen Filtertypen wie Lowpass-, Highpass- und Bell-Filter. Bandpass und Notch sind eine Kombination aus High- und Low-Pass. Tilt und Shelve lassen wir aufgrund der eher seltenen Anwendung außen vor.

 

Lowpass & Highpass

 

Low- und Highpass Filter reduzieren ab der Filterfrequenz (f) das Signal pro Oktave um x dB. Die Ordnung (n) definiert dabei die Steilheit des Filters, also wie viel dB pro Oktave weggenommen werden. Bei einem Filter der n-ten Ordnung fällt das Signal nach f um n*6 dB pro Oktave. Mit einem Filter der zweiten Ordnung also um 12 dB pro Oktave, mit einem Filter der fünften Ordnung um 30 dB pro Oktave usw.

 

 

Die Güte des Filters (Q) bestimmt das Verhalten des Filters an f. Das Signal wird z.B. beim Butterworth Filter an f um das 1/√2 - fache reduziert. Da Q=1/√2 entspricht dies einem Q-Faktor von ~ 0,707 und einer Reduktion von ~ 3 dB. Das bedeutet je größer Q, desto größer die Resonanz an f. Verschiedene Hersteller von EQs benutzen verschiedene Filter Typen. Drei der gängigsten sind Butterworth, Bessel und Linkwitz-Riley.

 

 

Ein Wort sei noch zum Thema Phase gesagt: Jeder Filter erzeugt an f eine Phasenverschiebung. Je steiler die Flanke, desto stärker die Phasenverschiebung. Auf ein einzelnes Element im Mix gesehen, mag das nicht ins Gewicht fallen. Mischt man jedoch mehrere Spuren zusammen, die in ähnlichen Bereichen “EQed” sind, können ungewollte Phasenauslöschungen entstehen. Eine Ausnahme bilden hier digitale EQs, die mit “Linearer Phase” arbeiten, bei denen keine Phasenverschiebung entsteht, jedoch eine hohe Latenz und eine höhere CPU Last.

 

Und warum das ganze?

 

Wozu brauchen wir praktisch gesehen Tief- und Hochpass Filter? Um unser Musiksignal aufzuräumen und dem Mix Klarheit und Definition zu geben. Im Mix können Elemente wie z.B. Becken mittels Hochpass von allem unnötigen Subbass-Gewaber befreit werden. Vocals haben selten etwas unter 100 Hz verloren und Elemente wie die Kick Drum oder 808s über 5 kHz auch nicht. Auch im Mastering kann ein steiler Highpass-Filter helfen, je nach Genre unnötige Frequenzen unter z.B. 30 Hz herauszufiltern, was unter Umständen im späteren Verlauf 0,5 dB oder mehr im Limiter frei machen kann. Probiere es doch mal aus:

 

Verpasse deinen Mix-Elementen erstmal grundsätzlich einen Hochpass-Filter. Verschiebe f so lange nach oben, bis du das Gefühl hast, sie würden ihren “Körper” / ihre “Fülle” verlieren. Wiederhole diesen Schritt nochmal, wenn der gesamte Mix an ist und du wirst staunen, wie viel du eigentlich weg schneiden kannst, ohne dass es im Mix auffällt.

 

Bell-Filter

 

Mit einem Bell-Filter wird eine bestimmter Frequenzbereich um eine Mittenfrequenz (fc) angehoben oder abgesenkt. Die Bandbreite des Bereichs um fc wird in Oktaven (N) angegeben. Sie reicht von der tiefen Grenzfrequenz (fL) bis zur hohen Grenzfrequenz (fH). Die Bandbreite des Bell-Filters wird in EQs in der Regel als Q-Faktor angegeben. Dieser ergibt sich aus Q=(√(2^N))/((2^N)-1).

 

 

Was heißt das für die Anwendung?

 

Da unserer Ohren viel leichter auf hinzugefügte Frequenzen reagieren, ist es für das Reduzieren von ungewollten Frequenzen sinnvoll, einen Bell Filter mit sehr hohem Q-Faktor und viel Gain durch das Frequenzband zu ziehen, bis die unerwünschte Frequenz besonders heraus sticht. Dann musst du einfach nur den Gain des Filters nach Wunsch reduzieren und unter Umständen den Q-Faktor zurücknehmen. Als Faustregel gilt: Wenn dich etwas am Signal stört, versuche erst die störende Frequenz zu ziehen und nicht die anderen zu boosten. Es ist wie beim Low- bzw Highpass: Alles was du rausziehen kannst, wird deinen Mix sauberer und definierter machen. Alles, was du hinzufügst, macht den Mix voller und undurchsichtiger.

 

 

Und was ist daran jetzt smart?

 

Prinzipiell ist beim “EQing” alles erlaubt. So viele Bänder und so extreme Einstellungen wie du möchtest - whatever does the job, does the job. Aber wenn du die Prinzipien dahinter verstanden hast, kannst du so nervenaufreibenden Problemen wie Phasenauslöschungen schneller auf die Schliche kommen oder direkt vermeiden. Ein frequenziell gut aufgeräumter Mix wird dir oder deinem Engineer später beim Mastern viel mehr Möglichkeiten offen lassen und sorgt von vornherein für ein definiertes und klares Klangbild, in dem Tiefenstaffelung, Stereobreite und Dynamik besser wirken können.

 

- Johannes

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